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Dreifaltigkeit II : Licht

Die Dreifaltigkeit ist per definitionem Bild des Göttlichen, für den Menschen nicht in seiner Ganzheit vorstellbar, daher auch nicht abbild- oder darstellbar.

Meine computergenerierte Grafik sucht daher nach einer Metapher für das Transzendente und findet sie im Diesseitigen, nämlich im naturwissenschaftlichen Prinzip der additiven Farbmischung, wie es auch bei der Farbdarstellung durch die Lochmaske des Röhrenmonitors angewendet wird. Erst im menschlichen Auge und Gehirn entsteht aus den drei primären Lichtfarben Rot, Grün und Blau die Lichtfarbe Weiß.

Weiß ist scheinbar die Abwesenheit jeglicher Farbe, tatsächlich beinhaltet sie jedoch alle, ist Ausdruck der Helligkeit, des Lichts, und zwar im höchsten denkbaren Ausmaß. Aus Rot, Grün und Blau entsteht etwas, das nicht nur qualitativ verschieden, sondern ganz anders ist: etwas kategorial Neues. Das Weiße, das Licht, ist Assoziation zur höchsten Stufe der Klarheit, der Wahrheit und der Erkenntnis.

Meine Metapher stellt Dreifaltigkeit als Prozess dar, als sich ständig neu herstellenden Zustand, der nie abgeschlossen und somit unendlich ist. Dabei lösen sich die Entitäten nicht auf, verschwinden nicht im Gemeinsamen, verbrauchen sich auch nicht, sondern bleiben einzeln erkennbar und bringen gleichzeitig das Neue hervor.

Im festgehaltenen Moment nimmt das aus den drei Wolken entstandene Gemeinsame des weißen Lichts annähernd die Form eines Dreiecks an. Damit wird auf das Symbol für die Trinität verwiesen, so, wie die Primärfarben der Wolken für Vater, Sohn und Heiligen Geist stehen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die eindeutig zuordenbare Form eines Dreiecks durch das zufällige Fließen der Wolken allein erklärt werden kann, oder ob sie das Ergebnis eines „übergeordneten“ Willens ist.

Als Ort der Trinitätsmetapher ist das All gewählt. Damit wird ein zusätzlicher Assoziationsbogen gespannt:
Das All als „Himmel“, in dem Gott „wohnt“, wo die Moderne dem Ursprung der Welt mit Sonden, Raketen und Strahlen auf die Spur zu kommen trachtet, als Schnittstelle zwischen dem mit technisch-naturwissenschaftlichen Mitteln Explorierbaren und dem letztlich Undenk- und Unverstehbaren, wo konkrete Welten zu kleinen Lichtpunkten werden.
Das All als Unendlichkeit, wo das Göttlich-Transzendente, das Licht, die Erkenntnis ist, sich aber ständig verändert und neu entsteht, ohne dass es jemals zu fassen wäre.