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Die Würde des Menschen ist unantastbar

 

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Grundsatz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Kap.1, Art.1) aus der Charta der Grundrechte der Europäischen Union.

Aus sämtlichen Amtssprachen der EU habe ich dafür elf ausgewählt, und zwar nach folgenden Richtlinien:

Zunächst sollten die vier Sprachen des nördlichsten, südlichsten, westlichsten und östlichsten Mitgliedslandes der EU vertreten sein: Finnland, Malta, Portugal und Zypern.

Weiters sollten alle in den EU-Amtssprachen vorkommenden Sprachfamilien mindestens einmal repräsentiert werden:

-Englisch und Deutsch als germanische Sprachen,

-Französisch und Portugiesisch als romanische Sprachen,

-Slowenisch, Bulgarisch und Polnisch als slawische Sprachen,

-Litauisch als baltische Sprache,

-Griechisch

-Finnisch als finno-ugrische Sprache und

-Maltesisch als semitische Sprache.

Schließlich wollte ich die im EU-Raum vorkommenden Schriften in möglichst großer Vielfalt zeigen. So war es mir wichtig, neben dem lateinischen Alphabet auch die griechische Schrift und die kyrillischen Schriftzeichen des Bulgarischen zu verwenden.

 

Entsprechend der archaischen Tradition von Gesetzestafeln habe ich diesen Grundsatz in unglasierten Tontafeln dargestellt. Seine Worte wurden dazu in die noch nassen Platten geschossen und die Schusslöcher anschließend überhöht ausgestaltet. Die verwendeten Projektile, in einer Metallwanne gesammelt, sind am Boden als Teil der Installation sichtbar.

Die Wahl des gewaltsamen Herstellungsprozesses verweist auf den Zynismus in der Menschheitsgeschichte, in der gerade auch Menschenrechte allzu oft mit inhumanen Mitteln durchgesetzt werden mußten.

Gebrannter Ton ist aber nicht nur hart, sondern auch fragil, also durchaus „antastbar“, verletzlich, von Zerstörung bedroht. Die Installation steht daher auch als permanente Aufforderung: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde muss beschützt, bewahrt und verteidigt werden, und zwar immer und ständig. Das ist nicht nur, aber auch, eine tatsächlich europäische Aufgabe, die sich an verschiedenen, nicht nur sprachlichen Orten immer wieder neu und anders stellt.