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Gelungener Neustart im MAK Wien:
Fünf starke Positionen in Ton

„Endlich!“ – werden etliche aufgeseufzt und einen erwartungsvollen Blick Richtung MAK Wien riskiert haben. Endlich hat man an dem renommierten Haus die wichtige Sammlung für Glas und Keramik unter neue kustodische Leitung gestellt.
Seit November 2004 wirkt an dieser Stelle Katja Miksovsky, und die berechtigte Hoffnung der Szene liegt darin, daß das Museum seine ungewöhnliche Zurückhaltung in Sachen Keramik bzw. diesbezüglicher Ausstellungen aufgeben möge.
Nun haben sich die ersten Erwartungen erfüllt, und die Kuratorin stellte sich mit der Ausstellung „Keramik. Aktuelle Tendenzen aus Österreich“ vor. (...)

Wilfried Gerstel stellte neun Bildplatten aus, in denen er die vereinfachende, volkstümliche Drastik einstiger und heutiger Rettungsmythen und Erlösungsphantasien miteinander kreuzt. Superman als moderner Jesus, umringt, angeglotzt, konfrontiert von und mit den gequälten Kreaturen der Erde, aber auch der Unter- und Zwischenwelt, an denen er mit seiner Mission, diese von ihrer Habgier zu heilen, scheitert. Die letzte Bildplatte zeigt u. a. eine Sprechblase, die dem gescheiterten Weltretter die Worte in den Mund legt: „Das Problem, sagte Pa, ist der Mensch.“

Es ist zum einen die ungeheure Expressivität seiner Figuren, die Gerstel traumsicher zu modellieren scheint, zum anderen deren souveräne Kombination mit dem Sujet des Comic, die einen fesseln. Schließlich hat Gerstel erkannt und genutzt, wie und vor allem worin sich die beiden Bildsprachen ähneln, obwohl sie Jahrhunderte auseinander liegen.
Man darf sehr gespannt sein, was von dem 39-jährigen in den folgenden Jahren noch zu sehen sein wird. Sicherlich berechtigt er zu den schönsten Hoffnungen. (...)

Österreich-Redaktion in
KeramikMagazin, Nr. 4, 2005

KeramikMagazin Nr.4, 2005, S.38

Gelungener Neustart im MAK Wien:
Fünf starke Positionen in Ton

Österreich-Redaktion in
KeramikMagazin, Nr. 4, 2005